Augustinum-Gruppe

Augustinum
Rechtsform	gemeinnützige GmbH
Gründung	1954
Sitz	München, Deutschland
Leitung	Joachim Gengenbach (Vors.), Matthias Heidler, Axel Krieg[1]
Mitarbeiterzahl	rund 5.600 (2022)[2]
Umsatz	408 Mio. Euro (2022)[2]
Branche	Sozialdienstleistung
Website	augustinum.de
Stand: 31. August 2023

Das Augustinum ist ein deutscher diakonischer freier Träger. Zur Gruppe gehören bundesweit 23 Seniorenresidenzen mit mehr als 7500 Bewohnern, stationäre Pflegeeinrichtungen, eine Klinik für Innere Medizin, heilpädagogische Einrichtungen, Schulen und Internate sowie die Regionalgesellschaft Augustinum Berchtesgadener Land mit Einrichtungen für Kinder, Jugendliche, Familien und Senioren und einer Berufsfachschule für Pflege.

Die nach dem Kirchenvater Augustinus von Hippo benannte Augustinum-Gruppe bekennt sich zu den christlichen Grundwerten und ist Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Bayern. Die Gründung ihrer historischen Keimzelle in München durch den evangelischen Pfarrer Georg Rückert und seine Frau Gertrud geht zurück bis in das Jahr 1954, das Jahr des 1600. Geburtstages von Kirchenvater Augustinus.

Das Dach der Augustinum-Gruppe bildet seit Januar 1999 die Augustinum-Stiftung. Als Muttergesellschaft des Konzerns fungiert die Augustinum gemeinnützige GmbH; sie führt zentral alle nachgeordneten Tochtergesellschaften, in denen die einzelnen Geschäftsbereiche des Augustinum organisiert sind. 2023 hat die Augustinum-Gruppe das frühere Evang.-Luth. Diakoniewerk Hohenbrunn übernommen und führt die Einrichtungen in der Strub in Bischofswiesen bei Berchtesgaden nun in der Tochtergesellschaft Augustinum Berchtesgadener Land.

In den 23 Seniorenresidenzen des Augustinum sorgen rund 3000 Mitarbeiter für mehr als 7500 Senioren (Stand 2024).

Schon Ende der 1950er Jahre entstand im Augustinum die Idee des Wohnstiftes für ältere Menschen mit dem Ziel, seinen Bewohnern Unabhängigkeit und Sicherheit zu garantieren. 1962 wurde das erste Haus München-Neufriedenheim bezogen. Die Augustinum-Gruppe eröffnete seither weitere 22 Häuser in Deutschland. 1980 wurde eine Pflegekostenergänzungsregelung (PER) eingeführt, die als Solidarfonds konzipiert ist und Pflegekosten oberhalb eines monatlichen Selbstbehalts absichert.

Die Pflege wird im Bedarfsfall vom hausinternen Pflegedienst in der eigenen Wohnung geleistet. Rechtlich sind die Wohnstifte als Altenheim zu betrachten, da die individuelle Haushaltsführung von Nahrungszubereitung und hauswirtschaftlicher Zimmerpflege entlastet wird.

Alle Augustinum-Seniorenresidenzen betreiben ein zum Teil öffentliches Kulturprogramm. Je nach Größe sind die Wohnstifte dafür mit Mehrzweck-Veranstaltungsräumen oder großen Theater-, Kino- und Konzertsälen ausgestattet. Neben den öffentlichen Veranstaltungen wie Konzerten, Filmvorführungen, Vorträgen und ähnlichen bietet jedes Wohnstift ein Kursprogramm für die Bewohner an. Das Angebot reicht hier von Gymnastik über Sprachkurse und Gedächtnistraining bis zu Malkursen, Gesprächskreisen, Musizieren und so weiter. Darüber hinaus gestalten auch Bewohner das Programm mit, indem sie beispielsweise Vorträge halten, Konzerte geben oder Kurse anbieten.

Die 23 Standorte der Wohnstifte befinden sich überwiegend in den alten Ländern:

• in Norddeutschland: Aumühle bei Hamburg, Braunschweig, Augustinum Hamburg, Kleinmachnow bei Berlin, Mölln
• in Nordrhein-Westfalen: Bonn, Detmold (Stadtteil Hiddesen), Dortmund, Essen
• in Rheinland-Pfalz: Bad Neuenahr
• in Hessen: Bad Soden am Taunus, Kassel
• in Baden-Württemberg: Freiburg im Breisgau, Heidelberg (Stadtteil Emmertsgrund), Meersburg, Stuttgart-Killesberg, Stuttgart-Sillenbuch, Überlingen
• in Bayern: Dießen am Ammersee, München-Neufriedenheim und München-Nord, Roth, Schweinfurt

Etwa ein Drittel der 23 Augustinum-Seniorenresidenzen sind lizenzierte Kinos und sind als Programmkinos zu sehen. Je nach Standort werden regelmäßig Filme mit einem digitalen Kinoprojektor gezeigt (z. B. in Stuttgart-Sillenbuch oder Dießen am Ammersee) oder BluRays/DVDs vorgeführt.

Eine Besonderheit ist das Kino im Augustinum Mölln, das gleichzeitig als das Kino der Stadt gilt^[3] und mehrfach ausgezeichnet wurde.^[4][5]

Als Augustinum Sanatorien betreibt die Augustinum-Gruppe zwei stationäre Pflegeeinrichtungen, vorwiegend für Menschen mit Demenz, mit zusammen rund 130 Plätzen:

• Augustinum Itzel-Sanatorium in Bonn-Oberkassel
• Augustinum Sanatorium Schwindegg im Landkreis Mühldorf (Oberbayern)

Ein weiterer Unternehmensbereich der Augustinum-Gruppe ist die Augustinum Klinik München mit 140 Krankenhausbetten, eine Fachklinik für Innere Medizin mit den Abteilungen Kardiologie und Intensivmedizin, Pneumologie und Schlaflabor, Gastroenterologie, Nephrologie und Rheumatologie. Im April 1962 nahm die Klinik ihre Arbeit auf. Die Herzklinik arbeitet seit 1995 mit der Münchner Uniklinik zusammen.

Im Rahmen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung betreut die Augustinum-Gruppe in und um München rund 2000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die heilpädagogischen Einrichtungen sind:

• Augustinum Frühförderstellen
• Otto-Steiner-Schule
• Augustinum Tagesstätten
• Augustinum Werkstätten
• Augustinum Förderbereiche
• Augustinum Senioren-Tagesstätte
• Augustinum Wohnstätten

In den Schulen und Internaten des Augustinum in München und Umgebung lernen und leben insgesamt rund 900 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Die Fördereinrichtungen mit den Schwerpunkten Hören bzw. soziale / emotionale Entwicklung sind:

• Samuel-Heinicke-Realschule
• Samuel-Heinicke-Fachoberschule
• Augustinum Studienheim (Internat und heilpädagogische Tagesstätte)
• Landschulheim Elkofen (Realschule, Internat und heilpädagogische Tagesstätte in der Nähe von Grafing bei München)

Zur Regionalgesellschaft Augustinum Berchtesgadener Land gemeinnützige GmbH gehören folgende Einrichtungen:

• Kindertagesstätten
• Adipositas-Wohngruppen für Jugendliche und junge Erwachsene
• Vorsorgeklinik
• Seniorenwohnen, Pflegezentrum, Mobile Pflege, Tagespflege
• Berufsfachschule für Pflege

Das Nashorn ist das Wappentier des Augustinum. Vor allen Einrichtungen steht eine Bronzeskulptur nach dem Entwurf des Bildhauers Josef Gollwitzer. Ursprünglich als Wappentier des eigenen Betriebssportvereins SC Vitus ausgewählt, hat sich das Nashorn im Lauf der Jahre ganzen Augustinum ausgebreitet. Das Nashorn gilt im Augustinum als ironischer Spiegel des Unternehmens: ein friedliebendes Tier, das nur gefährlich ist, wenn es gereizt wird; wuchtig, aber schnell, wendig, wenn es darauf ankommt.

In den Jahren 2011 bis 2013 hatte das Augustinum elf seiner Residenz-Immobilien an Firmen der Nordic-Kontor-Gruppe aus Heide (Schleswig-Holstein) verkauft und anschließend zurückgemietet. Durch einen anonymen Hinweis entstand 2014 der Verdacht, dass dabei umfangreiche betrügerische Handlungen vorlagen und sich ein früherer (2014 verstorbener) Aufsichtsratsvorsitzender und ein früherer kaufmännischer Geschäftsführer des Augustinum sowie verschiedene Personen und Institutionen auf Käuferseite illegal bereichert haben sollten; das Augustinum erstattete 2014 entsprechend Strafanzeige.

Letztendlich wurde nur der ehemalige Geschäftsführer 2021 vom Landgericht München I zu einer 2-jährigen Bewährungsstrafe wegen Untreue verurteilt, wobei in das Strafmaß auch eine mit dem Verkauf der Einrichtungen nicht zusammenhängende Verurteilung wegen unerlaubten Waffenbesitzes eingeflossen sei. Für das Strafmaß seien ausschlaggebend das Geständnis des Geschäftsführers und die Tatsache gewesen, dass der Verurteilte nicht die treibende Kraft gewesen sei und sich nicht selbst bereichert habe. Die Verfahren gegen die übrigen drei Beschuldigten wurden gegen hohe Geldauflagen eingestellt.^[6][7]

Bis Ende 2022 erlangte das Augustinum für alle betroffenen Immobilien rechtskräftige Urteile, dass das Unternehmen bei den Geschäften massiv getäuscht wurde, wirksame Verkäufe deshalb nie zustande gekommen waren und das Eigentum an den Immobilien zu jedem Zeitpunkt dem Augustinum zustand. Seit 2024 ist das Augustinum in allen elf Grundbüchern wieder als Eigentümer eingetragen. Betrieben wird vom Augustinum 2024 noch ein Schadensersatzprozess gegen beteiligte Personen, in dem es um Darlehensverträge mit den Nordic-Kontor-Gesellschaften geht.

• Markus Rückert: Diakonie und Ökonomie. Verantwortung, Finanzierung, Wirtschaftlichkeit. Gütersloh 1990
• Zeiten des Menschen. Festschrift 25 Jahre Collegium Augustinum. München 1979
• Corinna Budras: Skandal in der Seniorenresidenz. Kriminelle Manager sollen über Jahre die Kassen des Augustinums geplündert haben, in: F.A.S. Nr. 42, 22. Oktober 2017, S. 21.

• Augustinum-Website
• www.augustinum-gruppe.de

1. ↑ Aufsichtsrat und Geschäftsführung. In: www.augustinum-gruppe.de. Juli 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2019; abgerufen am 12. Oktober 2019. 
2. ↑ ^{a b} Augustinum-Gruppe Zahlen und Fakten. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Oktober 2018; abgerufen am 7. Dezember 2018. 
3. ↑ Das Möllner Kinoprogramm. Abgerufen am 3. Februar 2018 (deutsch). 
4. ↑ Kino-Preis des Landes geht nach Mölln und Ratzeburg ln-online.de, 4. Juli 2015.
5. ↑ Ministerin vergab Kino-Preise (Memento vom 29. September 2020 im Internet Archive) kulturportal-herzogtum.de, 23. Juni 2016.
6. ↑ Bewährungsstrafe für Ex-Geschäftsführer des Augustinum br.de, Bericht vom 5. Februar 2021.
7. ↑ Bewährungsstrafe für Ex-Chef des Sozialkonzerns Augustinum sueddeutsche.de, Bericht vom 5. Februar 2021.