Bertha Mathilde Müller

Bertha Müller, porträtiert von Leopold Carl Müller (um 1870–1880)

Bertha Mathilde Müller (* 28. Oktober 1848 in Wien; † 26. Jänner 1937 ebenda) war eine österreichische Malerin.

Leben

Bertha Müllers Eltern waren der aus Dresden stammende Lithograf und Inhaber der Wiener Lithografischen Anstalt Leopold Franz Müller (1807–1862) und Josefa Müller, geb. Bichler (1809–1860). Das Ehepaar hatte einen Sohn, den Maler Leopold Carl Müller, und vier weitere Töchter, darunter die Malerin Marie Müller und Josefine Müller (1839–1906[1]), die den Maler Eduard Swoboda heiratete.[2]

Die Eltern starben früh, so dass Leopold Carl Müller die Sorge für seine jüngeren Schwestern übernehmen musste. Die zunächst angespannte finanzielle Situation der Familie besserte sich um 1870.[3] Bertha Müller besuchte von 1877 bis 1879 als Hospitantin die Vorbereitungsschule der Kunstgewerbeschule Wien. Ab 1880 nutzte sie zusammen mit ihrer Schwester Marie den kleinen Atelierraum des Akademie-Ateliers ihres Bruders, der sie auch unterrichtete. Dabei lernten sie August von Pettenkofen kennen, der den Schwestern bei seinem Tod 1889 sowohl Geld als auch sein Atelier in der Akademie der bildenden Künste Wien vermachte. Nachdem die Akademie ihnen gekündigt hatte, bezogen Bertha und Marie Müller 1902 ein neues Atelier in der Köstlergasse.[4]

Neben Wien war Bertha Müller auch in Stuttgart tätig. Sie gehörte dem Württembergischen Lehrerinnenverein und von 1903 bis 1907 dem Württembergischen Malerinnenverein an.[5]

Werk

Porträt der Queen Victoria (1900)

Bertha Müller malte insbesondere Porträts, aber auch Stillleben und Interieurs in realistischem Stil. Obwohl eine begabte Porträtmalerin, erlangte sie jedoch weniger Bekanntheit als ihre Schwester Marie Müller.[4] Auf sich aufmerksam machte sie mit Öl-Kopien der durch Heinrich von Angeli geschaffenen Porträts von Mitgliedern des preußischen Herrscherhauses, wozu ein Brustbild von Victoria von Großbritannien und Irland (1890) gehörte. Kaiser Wilhelm II. ließ Bertha Müller auch Repliken eines Ganzfigur-Porträts seiner Mutter anfertigen, von denen er 1902 eine an Eduard VII. verschenkte, eine andere wurde zeitweilig im Berliner Schloss ausgestellt.[5]

Werke (Auswahl)
  • Porträt von August Pettenkofen, um 1890, nach einer Vorlage von Marie Müller
  • Porträt der Kaiserin Victoria, Brustbild, 1890, Öl, nach einer Vorlage von Heinrich von Angeli, Royal Collection at Osborne House, Isle of Wight
  • Ganzfigur-Porträt der Kaiserin Victoria, nach einer Vorlage von Heinrich von Angeli (1894), war ausgestellt im Berliner Schloss
  • Porträt von Leopold Carl Müller, um 1892/1893, Wien Museum
  • Porträt der Queen Victoria, 1900, Öl auf Leinwand, nach einer Vorlage von Heinrich von Angeli (1899), National Portrait Gallery, London[6]
  • Studienkopf, Pastell, 1906 ausgestellt mit den Acht Künstlerinnen, Salon Pisko, Wien[7]
  • Porträt von Moritz von Ebner-Eschenbach, 1908/09
  • Stilleben, Bildnis einer jungen Rumänin, Bildnis einer Italienerin und Neger, ausgestellt 1932 Galerie Neumann & Salzer[8]
  • Marie Müllers Akademieatelier, Interieur, Wien Museum

Ausstellungen

  • 1893: World’s Columbian Exposition, Chicago
  • 1906: Acht Künstlerinnen und Gäste, Pisko, Wien
  • 1908: Österreichische Jubiläums-Kunst-Ausstellung, Künstlerhaus Wien
  • 1910: Jahres-Ausstellung, Künstlerhaus Wien
  • 1924: Bildnis und Selbstbildnis Österreichischer Künstler seit 100 Jahren, Künstlerhaus Wien
  • 1932: Gedenkausstellung Leopold Carl Müller – Kollektion Bertha Müller und Marie Müller, Galerie Neumann & Salzer, Wien

Literatur

  • Annette Wagner-Wilke: Müller, Bertha Mathilde. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 91, De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-023257-8, S. 161.
  • Müller, Bertha. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 25: Moehring–Olivié. E. A. Seemann, Leipzig 1931, S. 221 (biblos.pk.edu.pl). 
  • Herbert Zemen (Hrsg.): Die Portätmalerin Marie Müller: 1847–1935; Leben und Werk; samt ihrem Briefwechsel mit der Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach, 1830–1916 und unter Berücksichtigung der Porträtmalerin Bertha Müller, 1848–1937. Wien 2003.
Commons: Bertha Müller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sterbebuch Wien St. Josef ob der Laimgrube, tom. XX, fol. 20 (Faksimile).
  2. Nekrolog. In: Wiener Salonblatt, 10. November 1906, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wsb
  3. G. Wimmer: Mueller, Marie. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. 2. überarbeitete Auflage (nur online).
  4. a b Annette Wagner-Wilke: Müller, Bertha Mathilde. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 91, De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-023257-8, S. 161.
  5. a b Müller, Bertha (Mathilde). In: Jochen Schmidt-Liebich: Lexikon der Künstlerinnen 1700–1900. Saur, München 2005, ISBN 3-598-11694-2.
  6. Bertha Müller In: npg.org.uk. Abgerufen am 4. Dezember 2021.
  7. 8 Künstlerinnen und ihre Gäste. Katalog der 4. Ausstellung, Wien 1906, S. 16 (online).
  8. Gedenkausstellung Leopold Carl Müller 1834–1892; Kollektion Bertha und Maria Müller. Katalog, S. 4 (online).
Normdaten (Person): GND: 12420418X (lobid, OGND, AKS) | LCCN: nr2003007452 | VIAF: 25530256 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Müller, Bertha Mathilde
ALTERNATIVNAMEN Müller, Bertha; Müller, Berta
KURZBESCHREIBUNG österreichische Malerin
GEBURTSDATUM 28. Oktober 1848
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 26. Januar 1937
STERBEORT Wien