Gustav Klimt Zentrum

Gustav Klimt Zentrum (Außenansicht von Südwesten)

Das Gustav Klimt Zentrum in Schörfling am Attersee, Oberösterreich ist dem Jugendstilmaler Gustav Klimt (1862–1918) gewidmet, der viele Sommer am Attersee verbrachte und hier einige seiner Landschaftsgemälde schuf.[1] Das Klimt-Zentrum wurde am 14. Juli 2012 zu Klimts 150. Geburtstag eröffnet[2] und bietet neben einer permanenten Ausstellung auch ein eigenes Klimt-Kino sowie den Gustav Klimt Themenweg. Erich Kaniak ist der Eigentümer des vom Architekten Günther Dollnig entworfenen Gebäudes, in dem sich das Dokumentationszentrum befindet.

Das Museum war von Oktober 2022 bis Juni 2024 geschlossen.[3][4] Am 6. Juli 2024 wurde das Klimt-Zentrum vom neuen Betreiber, dem örtlichen Verein Klimt am Attersee, wiedereröffnet.[5] wiedereröffnet.[6]

Gustav Klimt am Attersee

Gustav Klimts Entdeckung des Attersees als Refugium für die Sommerfrische begann im Sommer 1900. Er lebte zunächst in Litzlberg bei Seewalchen, ab 1908 in Kammer sowie ab 1914 im Süden des Sees am Eingang des Weißenbachtales.[7] Der Maler verbrachte die Sommermonate zwischen 1900 und 1916 regelmäßig in dieser Region, wo der überwiegende Teil seiner über 50 Landschaftsgemälde entstand.

Ausstellung

Der Verein Klimt am Attersee setzt bei dem neu eröffneten Klimt-Zentrum auf drei Schwerpunkte. Man möchte neben Gustav Klimt einen Blick auf die Werke seiner Zeitgenossen und in die Gegenwartskunst werfen. Die aktuelle Ausstellung läuft unter dem Namen „Wege zur Moderne. Gustav Klimt und Franz von Zülow“ bis 29. September 2024. Das Schaffen und vier originale Zeichnungen (Kunsthandel Freller, Galerie Wienerroither und Kohlbacher) von Gustav Klimt sollen dokumentarisch ihn als Zeichner, Maler und Sommerfrischler am Attersee präsentieren. Die handkolorierten Papierschablonendrucke und Keramiken von Zülow geben einen kunsthistorischen Rahmen der Kunst um die Jahrhundertwende in Wien. Mit der Lichtinstallation von Heinz Kasper und einem kleinen Lego-Original von Ai Weiwei, dessen Ausstellung in Bad Ischl (von Kunsthistoriker Lucas Cuturi kuratiert) im Sommer 2024 zu sehen ist, wird der Brückenschlag in die heutige Moderne vollzogen.

Gustav Klimt Themenweg

Im September 2003 wurde Gustav Klimt am Attersee mit einem Themenweg gewürdigt. Die damalige Eröffnung auf der in Privatbesitz befindlichen Insel Litzlberg wurde von Museumsgründer Rudolf Leopold und Gerhard Tötschinger vorgenommen. Kuratorisch von Experten des Leopold Museum konzipiert, ergab sich daraus die logische Folge zur Konzeption des Gustav Klimt Zentrums am Attersee, das knappe zehn Jahre später eröffnet wurde. In diesem Zusammenhang wurde auch der Themenweg einem Relaunch unterzogen und mit Audioguides ausgestattet.[8]

Die Kernzone des Themenweges verläuft entlang der Promenade in Kammer-Schörfling und in Seewalchen und gibt einen Überblick zu Klimts Leben und Werk sowie zu den Motiven seines Schaffens in der Umgebung seiner Sommerdomizile Villa Paulick und Villa Oleander. Weitere Informationstafeln am Nordufer befinden sich im Bereich der Ortschaft Litzlberg (L1-L5) und am Südufer setzt sich der Themenweg punktuell in Unterach, Steinbach und Weißenbach fort. Das Forsthaus, Klimts letzte Sommerresidenz am Attersee (1914–1916), wurde von ihm auch zweimal bildlich festgehalten. Die Stelen in den übrigen Gemeinden informieren vertiefend über Klimts Besuche am Attersee. Einige Stelen sind mit quadratischen Löchern versehen, durch welche man – ähnlich wie es Klimt vor mittlerweile über 100 Jahren mit einem „Motivsucher“ aus Karton getan hat – eigene „Klimt-Landschaften“ komponieren kann. Ein deutsch- und englischsprachiger Text sowie ausgewählte Abbildungen von Gemälden, Fotografien und Ansichtskarten illustrieren diese Entdeckungsreise. Durch einen fachkundigen Klimt-Vermittler aus der Region können Besucher auf ihrem Spaziergang entlang des Themenweges Wissenswertes und Anekdoten aus dem Leben von Gustav Klimt erfahren. Ergänzend befinden sich der Künstlerthemenweg im Süden in Steinbach und die Klimt-Büste von Valentin Znoba in Unterach.[9]

Gustav Klimt: Am Attersee, 1900, Leopold Museum, Wien

Klimt-Foundation – Die ehemaligen Betreiber

Die Gustav Klimt | Wien 1900-Privatstiftung (Klimt-Foundation) betrieb seit 2015 das Gustav Klimt-Museum. Sie wurde im September 2013 von Ursula Ucicky (* 1922), Witwe des unehelichen Klimt-Sohnes Gustav Ucicky (1899–1961),[10] gegründet und ist eine nach österreichischem Recht eingetragene, gemeinnützige Privatstiftung, die gemäß ihrer Stiftungssatzung kultur- und kunsthistorische, wissenschaftliche und ausbildende Zwecke verfolgt. Die Klimt-Foundation fungiert als unabhängige und interdisziplinär tätige Plattform zur Dokumentation der Epoche „Wien 1900“ und agiert als Leihgeber und Kooperationspartner für Forschungs- und Ausstellungsprojekte. Zielsetzung ist es, das Leben und Werk des Künstlers Gustav Klimt und der in Wien um 1900 entstandenen und von Klimt geprägten Strömung des Jugendstils bzw. der Klassischen Moderne zu bewahren, zu erforschen und in ihrer Bedeutung für die kulturelle Entwicklung Österreichs bis heute aufzuzeigen.[11]

Die in die Klimt-Foundation eingebrachten Kunstwerke werden der Öffentlichkeit im Rahmen von Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zugänglich gemacht und wissenschaftlich erschlossen. In diesem Zusammenhang widmet sich die Stiftung im Besonderen der Erforschung ihrer Provenienz, sowie, gemäß dem Stiftungszweck, der objektiv-wissenschaftlichen Aufarbeitung von Leben, Werk und Kunstsammlung des Gustav Ucicky.[12] Vor diesem Hintergrund wurden bereits die Publikationsreihen Edition Klimt[13] und Edition Klimt-Research[14] veröffentlicht.

Finanzierung des Museums

Das Museum wurde bis 2022 von der gemeinnützigen Klimt-Foundation wissenschaftlich und wirtschaftlich geleitet. Nach zehn Jahren wurde ein Rückzug aus der Region beschlossen.[15] Der Attersee als Gustav Klimts liebstes Sommerdomizil bleibt weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt in der Forschung und den Sammlungsbemühungen der Privatstiftung. 2024 erfolgte eine Neueröffnung durch den Verein Klimt am Attersee.[4]

Literatur

  • Agnes Husslein-Arco (Hrsg.), Stefanie Penck, Alfred Weidinger: „Gustav Klimt: Leben und Werk“, JOVIS Verlag Berlin 2014, ISBN 978-3-86859-311-2.
  • Alfred Weidinger (Hrsg.): Gustav Klimt und die Kunstschau 1908. Prestel, München 2008, ISBN 978-3-7913-4225-2.
  • Alfred Weidinger: Gustav Klimt Landschaften. Belvedere, Wien 2012, ISBN 978-3-902805-00-3.
  • Anne Schloen: Die Renaissance des Goldes. Gold in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Nürnberg 2010, ISBN 978-3-940748-13-3, S. 49–56.
  • Alfred Marks: Die Zülow-Sammlung des OÖ. Landesmuseums. In: Rudolf Pfann (Schriftleiter): Mühlviertler Heimatblätter. Heft 2, Linz 1973.
  • Altmeister Prof. Franz v. Zülow 80 Jahre. In: Mühlviertler Heimatblätter. Heft 1/2, Linz 1963 (ooegeschichte.at [PDF]).
  • Belvedere, Van Gogh Museum: Klimt Inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse, Hirmer Verlag, München 2022, ISBN 978-3-7774-3517-6.
  • Horncastle, Mona/ Weidinger, Alfred: Gustav KLimt. Die Biografie, Brandstätter Verlag 2018, ISBN 978-3-7106-0192-7
  • Fritz Novotny: Klimt, Gustav. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 70–73 (Digitalisat).
  • Tobias G. Natter: Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde. Taschen, Köln 2012, ISBN 978-3-8365-2794-1.
  • Peter Baum (Text): Franz von Zülow. 1883–1963. Mit 32 Farbabbildungen und 53 Schwarzweißabbildungen. Herausgegeben von Hans Schaumberger, Molden Edition, Verlag Fritz Molden, Wien 1980, ISBN 3-217-01063-9.
  • Sandra Tretter / Peter Weinhäupl [Hrsg.]: Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900-1916. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2015, ISBN 978-3-85033-860-8.
  • Sandra Tretter / Peter Weinhäupl [Hrsg.]: Gustav Klimt. Emilie Flöge – Reform der Mode, Inspiration der Kunst. Christian Brandstätter Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-7106-0070-8.
  • Sandra Tretter / Peter Weinhäupl [Hrsg.]: Gustav Klimt. Atelier Feldmühlgasse 1911–1918. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2014, ISBN 978-3-85033-846-2.
  • Sandra Tretter / Peter Weinhäupl [Hrsg.]: Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900–1916. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2015, ISBN 978-3-85033-860-8.
  • Sandra Tretter / Peter Weinhäupl [Hrsg.]: Gustav Klimt. Emilie Flöge – Reform der Mode, Inspiration der Kunst. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2016, ISBN 978-3-7106-0070-8.
  • Sandra Tretter / Peter Weinhäupl [Hrsg.]: "Chiffre: Sehnsucht – 25". Gustav Klimts Korrespondenz mit Maria Ucicka 1899–1916. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2014, ISBN 978-3-85033-859-2.
  • Tobias G. Natter (Hrsg.): Hodler, Klimt und die Wiener Werkstätte. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Kunsthaus Zürich, Scheidegger & Spiess, Zürich 2020, ISBN 978-3-03942-016-2.
  • Website Gustav Klimt Zentrum am Attersee

Einzelnachweise

  1. Gustav Klimt am Attersee. Abgerufen am 22. Juli 2024. 
  2. Leopold Museum eröffnet am 14. Juli Gustav Klimt Zentrum am Attersee. In: ots.at. (ots.at [abgerufen am 10. April 2017]). 
  3. Klimt-Museum am Attersee zugesperrt. ORF, 22. Oktober 2022, abgerufen am 17. Juli 2024. 
  4. a b Wiedereröffnung: Gustav Klimt ist zurück am Attersee. meinbezirk.at, 6. Juli 2024, abgerufen am 17. Juli 2024. 
  5. https://klimt-zentrum.at/
  6. Re-Opening Klimt Zentrum in Schörfling am Attersee. 28. Juni 2024, abgerufen am 31. Juli 2024 (deutsch). 
  7. Allgemein - klimt-am-attersee.at. Abgerufen am 10. April 2017. 
  8. Rückblick 2003-2012 - klimt-am-attersee.at. Abgerufen am 10. April 2017. 
  9. Allgemein - klimt-am-attersee.at. Abgerufen am 10. April 2017. 
  10. Geschichte der Stiftungsgründung - klimt-foundation.com. Abgerufen am 10. April 2017. 
  11. Zweck der Stiftung - klimt-foundation.com. Abgerufen am 10. April 2017. 
  12. Zweck der Stiftung - klimt-foundation.com. Abgerufen am 10. April 2017. 
  13. Edition Klimt - klimt-foundation.com. Abgerufen am 10. April 2017. 
  14. Edition Klimt-Research - klimt-foundation.com. Abgerufen am 10. April 2017. 
  15. Klimt-Foundation beschließt erfolgreiche Jubiläumssaison 2022 am Attersee, auf ots.at
Normdaten (Körperschaft): GND: 1104131560 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 11146708106100841579