Ittingersturm

Darstellung von Heinrich Thomas, 1605
Kartause Ittingen

Der Ittingersturm (auch «Ittinger Klostersturm»), mit der Zerstörung der Kartause Ittingen im Jahr 1524, war eine Fehde zu Beginn der Reformationszeit in der Schweiz und ein Vorbote der allgemeinen Bauernunruhen.

Ablauf und Folgen

Durch die Reformation in Zürich mit dem Reformator Zwingli wurde in den Kirchen mancher Gemeinden ein Bildersturm ausgelöst, so in Höngg, Weiningen, Eglisau und Zollikon.

Der Bildersturm in Ober- und Unterstammheim war das initiale Ereignis im Ittingersturm. Stammheim unterstand dem Hochgericht der Gemeinen Herrschaft Thurgau und dem Niedergericht der Stadt Zürich. Die Zerstörung der Bilder in der Kirche wurde von katholischer Seite als Kirchenschändung eingestuft. Die Bauern, die 90 % der Bevölkerung ausmachten, interpretierten Zwinglis Lehre als Befreiungstheologie mit der Aussicht, der Leibeigenschaft mit all ihren Folgen, Frondiensten und Abgaben zu entgehen. Sie fühlten sich bedroht und gingen Schutzbündnisse ein, Stammheim und Waltalingen suchten die Verbindung zu Nussbaumen TG und Stein am Rhein.

Gegen Stammheim wurden Drohungen ausgestossen, das Dorf werde in Brand gesteckt. Der Prior der nahe gelegenen Kartause Ittingen goss zusätzlich Öl ins Feuer mit der Bemerkung, er würde sich nicht wundern, wenn Gott die Häuser der Aufständischen verbrennen liesse.

Die Tagsatzung unter Ausschluss von Zürich gab dem Landvogt im Thurgau den Befehl, den Pfarrer von Burg bei Stein am Rhein, der als Vorkämpfer der Reformation galt, gefangen zu nehmen. Mit Kirchengeläut wurden die Bauern mobilisiert. Nach erfolgloser Verfolgung des Landvogts mit seinem Gefangenen richtete sich ihre Wut gegen das Kloster Ittingen, wo zunächst die Bilder zerstört, die Bücher verbrannt und das Wasser im Fischteich abgelassen wurde. Schliesslich wurde ein Teil der Kartause in Brand gesetzt. Der Prior und fast alle Mönche verliessen die Kartause, deren Wiederaufbau 30 Jahre in Anspruch nahm. Erst 1553 konnte die Klosterkirche wieder geweiht werden.

Die Eidgenossen bestanden auf der Auslieferung der Rädelsführer unter Kriegsandrohung. Die Zürcher gaben unter der Bedingung nach, dass nur der Aufruhr, nicht aber der Bildersturm geahndet werde. Trotz feierlicher Zusage verurteilte ein Gericht in Baden drei angebliche Rädelsführer zum Tode.

Dieser Wortbruch war für Zwingli der Grund, an der Disputation in Baden 1526 nicht teilzunehmen.

Literatur

  • Margrit Früh: Ittingersturm. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Peter Kamber: Der Ittinger Sturm. Eine historische Reportage. Wie und warum die aufständischen Bauern im Sommer 1524 die Kartause Ittingen besetzten und in Brand steckten. Stiftung Kartause Ittingen, Warth 1997 (= Ittinger Schriftenreihe. Band 6, DNB 955794676).
  • Wie der Landvogt im Thurgau den Predikanten auf Burg bei Stein fing, daraus ein Landsturm und grosse Aufruhr folget. In: Erzählungen aus der Schweizergeschichte nach den Chroniken. Band 3. Basel 1829. S. 317 f.
  • 1554 Stürmische Zeiten

47.583858.8672333333333Koordinaten: 47° 35′ 2″ N, 8° 52′ 2″ O; CH1903: 707467 / 271328