Konrad Sattler

Konrad Sattler (* 28. September 1905 in Köflach; † 17. Oktober 1999 in Graz) war ein österreichischer Bauingenieur und Hochschullehrer.

Biografie

Sattler war der Sohn eines Volksschullehrers und Schulleiters und wuchs in Graz auf. Er studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Graz, unter anderen bei Georg Kapsch, Karl Federhofer, Heinrich Neukirch (Professor für Statik und Pionier in der Berechnung von Hängebrücken) und Bernhard Baule. 1929 legte er beide Staatsprüfungen mit Auszeichnung ab und wurde Assistent von Franz Brunner. Für seine Dissertation (Beitrag zur Knicktheorie dünner Platten) 1932 benutzte er das Differenzenverfahren zur Lösung der Differentialgleichungen des Beulproblems im Stahlbau. Außerdem konnte er bei Brunner am Sonderentwurf einer Hängebrücke für die Reichsbrücke in Wien mitarbeiten – ihr Entwurf erhielt den 1. Preis im Wettbewerb. Danach war er in der Stahlbauindustrie, zunächst in der Brückenbauabteilung der Gutehoffnungshütte in Oberhausen-Sterkrade. Eine der ersten Aufgaben war die Bestimmung der Eigenfrequenzen der Hängebrücke über die Save in Belgrad. Nach anderthalb Jahren wechselte er zum Brückenbauunternehmen Hein Lehmann AG in Düsseldorf. Neben Brücken entwarf er auch Hochbauten, Stahlwasserbauten und Druckrohrleitungen. Anschließend war er bei der Brückenbauabteilung der Krupp AG in Duisburg-Rheinhausen, wo er als Oberingenieur mit Handlungsvollmacht die Abteilung leitete. Zu den Entwürfen zählte eine große Hängebrücke über den Öresund und eine nicht ausgeführte Drehbrücke in Glowe auf der Insel Rügen, die die größte Europas gewesen wäre. Zur Ausführung gelangte eine Straßenbrücke mit Drehbrücke über den Nil bei Samannūd, die ihm internationale Anerkennung verschaffte. Von großer Bedeutung war die Entwicklung der SKR-Brücke, eines zerlegbarens Brückengeräts für die Deutsche Reichsbahn mit bis zu 120 m Stützweite. Es kam viel im Zweiten Weltkrieg und im Wiederaufbau danach zum Einsatz. 1944 war er mit der Hebung der großen Bogenbrücke in Nijmegen befasst, als er den Ruf an die Reichsuniversität Graz erhielt.

1944 wurde er als Nachfolger von Franz Brunner Professor für Stahlbau in Graz. Trotz Fürsprache seiner Kollegen wurde er 1946 aus politischen Gründen entlassen. Er ging zum Unternehmen Ast und entwickelte dort nach dem Vorbild des SKR-Brückengeräts eine zerlegbare Baubrücke, die viel in Österreich zum Einsatz kam. Außerdem entwickelte er eine Stahlgleitschalung für doppelt gewölbte Bogenstaumauern und entwarf Stahlbetonkonstruktionen. Mit Adolf Pucher entwickelte er die Montagebauweise Sattler-Pucher. 1951 wurde er Professor für Stahlbau an der Technischen Universität Berlin, wohin ihn Franz Dischinger holte. Dort befasste er sich auch mit Spannbeton und veröffentlichte 1953 die erste Monografie über Verbundkonstruktionen (in der stark erweiterten 2. Auflage von 1959 auch unter Einbeziehung von Spannbeton).[1] Er untersuchte das plastische Verhalten von Verbund- und Stahlkonstruktionen, den räumlichen Spannungszustand (elastisch und plastisch) und Probleme in der Theorie 2. Ordnung. Außerdem erweiterte er das Verfahren von Guyon-Massonet für die Berechnung von Trägerrosten. 1957/1958 war er Dekan der Fakultät für Bauwesen.

Ab 1962 war er Professor für Baustatik (als Nachfolger seines Freundes Ernst Chwalla) und Stahlbau. 1965/1966 war er erneut Dekan der Fakultät. 1967/1968 war er Rektor der Technischen Universität Graz. Ein Angebot des Krupp-Konzerns, in die Geschäftsführung der Brückenbauabteilung einzutreten, lehnte er ab.

Er war Herausgeber der Zeitschrift Der Bauingenieur.

Schriften (Auswahl)

  • Theorie der Verbundkonstruktionen. Ernst & Sohn, Berlin 1953. (2. Auflage in zwei Bänden 1959)
  • Ein allgemeines Berechnungsmodell für Tragwerke mit elastischem Verbund. Stahlbau-Verlags-GmbH, Köln 1955.
  • Betrachtungen über neuere Verdübelungen im Verbundbau. In: Der Bauingenieur, 37. Jahrgang 1962, Heft 1, S. 2.
  • Lehrbuch der Statik. Springer, Berlin 1974.

Auszeichnungen

Literatur

  • Klaus Stiglat: Bauingenieure und ihr Werk. Ernst & Sohn, Berlin 2004. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  • F. Cichocki: Prof. Dr.-Ing. Dr. techn. h. c. Konrad Sattler 60 Jahre. In: Stahlbau, 34. Jahrgang 1965, S. 288.
  • Hermann Grengg: o. Prof. Dr. techn. h. c. Dr.-Ing. Konrad Sattler. In: Hermann Grengg, Walter Pelikan, Friedrich Reinitzhuber (Hrsg.): Stahlbau und Baustatik. Aktuelle Probleme. Hermann Beer und Konrad Sattler zum 60. Geburtstag gewidmet. Springer, Berlin 1965, S. 7–12. (doi:10.1007/978-3-7091-8131-7_2) (eingeschränkte Vorschau bei Google Bücher)
  • Website Geschichte der Technik in Graz
  • Konrad Sattler bei structurae

Einzelnachweise

  1. Karl-Eugen Kurrer: Geschichte der Baustatik. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht. 2. Auflage, Ernst & Sohn, Berlin 2016, ISBN 978-3-433-03134-6, S. 467(?). – Fritz Leonhardt kritisierte an Sattlers Behandlung eine zu starke Formalisierung als Sattlerismus.
  2. Ehrendoktoren der Technischen Universität Graz. Abgerufen am 25. August 2018.
Professuren an der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Graz

1. Institut für Stahlbau: Moritz Wappler (1846–1863) | Adolf Gabriely (1864–1893) | Josef Cecerle (1893–1919) | Georg Kapsch (1920–1929) | Franz Brunner (1930–1943) | Konrad Sattler (1944–1945) | Hermann Beer (1955–1972) | Friedrich Resinger (1974–1988) | Richard Greiner (1981–2010) | Harald Unterweger (seit 2011)

2. Institut für Straßen- und Verkehrswesen: Remigius Götz (1865–1866) | Karl Scheidtenberger (1866–1885) | Martin Kovatsch (1886–1894) | Emil Teischinger (1895–1921) | Valentin Köck (1921–1923) | Paul Döll (1924–1938) | Ernst Gottstein (1940–1945) | Alois Pendl (1946–1962) | Josef Raimund Dorfwirth (1964–1974) | Herbert Köstenberger (1974–1990) | Helmut Stickler (1995–2003) | Martin Fellendorf (seit 2005)

3. Institut für Baustatik: Karl Stelzel (1876–1912) | Fritz Postuvanschitz (1913–1926) | Heinrich Leitz (1929–1930) | Heinrich Neukirch (1931–1939) | Hermann Beer (1940–1955) | Ernst Chwalla (1955–1960) | Konrad Sattler (1961–1975) | Peter Klement (1975–1993) | Gernot Beer (1993–2012) | Ulrich Walder (2004–2013) | Thomas-Peter Fries (seit 2013)

4. Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft: Wilhelm Heyne (1876–1894) | Philipp Forchheimer (1894–1914) | Hans Paul (1915–1938) | Armin Schoklitsch (1939–1945) | Hermann Grengg (1950–1962) | Helmut Simmler (1964–1987) | Günther Heigerth (1989–2006) | Gerald Zenz (seit 2007)

5. Institut für Betonbau: Robert Bortsch (1928–1941) | Hermann Craemer (1941–1945) | Erich Friedrich (1948–1966) | Fritz Bauer (1967–1980) | Richard Küng (1973–1994) | Adalbert Koberg (1981–1995) | Lutz Sparowitz (1994–2009) | Viet Tue Nguyen (2010–2022) | Dirk Schlicke (seit 2022)

6. Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft: Paul Döll (1940–1943) | Erwin Massute (1943–1945) | Karl Klugar (1969–1982) | Klaus Rießberger (1984–2009) | Peter Veit (seit 2010)

7. Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau: Max Breitenöder (1957–1964) | Ernst Nemecek (1965–1988) | Ferdinand Wehrschütz (1974–1995) | Heinz Bergmann (1975–2002) | Helmut Renner (1983–2000) | Harald Kainz (seit 2001) | Dirk Muschalla (seit 2012)

8. Institut für Bodenmechanik, Grundbau und Numerische Geotechnik: Christian Veder (1964–1979) | Heinz Brandl (1979–1981) | Martin Fuchsberger (1982–1993) | Stephan Semprich (1993–2011) | Roman Marte (seit 2012)

9. Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau: Fritz Reischl (1964–1981) | Horst Gamerith (1981–2006) | Peter Kautsch (2008–2019) | Oliver Englhardt (2010–2017) | Michael Monsberger (seit 2016) | Christina Hopfe (seit 2020) | Robert Scot McLeod (seit 2022)

10. Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft: Rudolf Aita (1970–1978) | Norbert Raaber (1981–1996) | Gert Stadler (1996–2006) | Hans Lechner (2002–2013) | Detlef Heck (seit 2006) | Gottfried Mauerhofer (seit 2013)

11. Institut für Holzbau und Holztechnologie: Richard Pischl (1976–2004) | Gerhard Schickhofer (seit 2004)

12. Institut für Materialprüfung und Baustofftechnologie: Helmut Geymayer (1980–2002) | Peter Maydl (seit 2003) | Markus Krüger (seit 2015)

13. Institut für Baumechanik: Rudolf Greimel (1985–2004) | Martin Schanz (seit 2005)

14. Institut für Felsmechanik und Tunnelbau: Wulf Schubert (1993–2018) | Thomas Marcher (seit 2018)

15. Labor für Konstruktiven Ingenieurbau: Karl Kernbichler (1997–2004)

16. Institut für Eisenbahn-Infrastrukturdesign: Ferdinand Pospischil (seit 2021)

Normdaten (Person): GND: 1089324146 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n92097609 | VIAF: 76832812 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Sattler, Konrad
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Bauingenieur und Hochschullehrer
GEBURTSDATUM 28. September 1905
GEBURTSORT Köflach
STERBEDATUM 17. Oktober 1999
STERBEORT Graz