Nanette Jacomijn Snoep

Nanette Snoep, 2022

Nanette Jacomijn Snoep (* 1971 in Utrecht) ist eine niederländische Anthropologin und Kulturmanagerin.

Leben und Wirken

Nanette Snoep studierte Kulturelle Anthropologie an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS) in Paris. Seit 2019 ist sie Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museum Kulturen der Welt in Köln, wo sie eine dekoloniale Strategie umsetzt. Von 2004 bis 2014 hatte Nanette Snoep einen Lehrstuhl an der École du Louvre in Paris und an der Université Paris Nanterre zu Afrikanischer Kunstgeschichte.

Vor ihrer Berufung nach Deutschland im Jahr 2015 war Snoep 16 Jahre lang am Pariser Musée du quai Branly als Leiterin der historischen Sammlung tätig.[1] In Frankreich kuratierte sie viele Ausstellungen darunter 1931: Les étrangers au temps de l'Exposition colonial (Cité Nationale de l'Histoire de l'Immigration, Paris, 2008), Vodou: L'Art de Voir l'Invisible (Musée du Vodou, Straßburg, 2013) und für das Musée du quai Branly Recettes des Dieux: L'Invention du Fétiche (2009). 2011 entwickelte sie gemeinsam mit dem Fußballspieler Lilian Thuram und dem Historiker Pascal Blanchard, Exhibitions: L'Invention du Sauvage („Menschenzoos – die Erfindung des Wilden“). Diese Ausstellung setzte sich kritisch mit der Geschichte der Völkerschauen auseinander. Die Ausstellung wurde mit dem renommierten französischen Kulturpreis Globe de Cristal ausgezeichnet.[2]

RESIST! Die Kunst des Widerstands ist die erste große Sonderausstellung, die sie in Köln initiiert hat. Diese Ausstellung thematisiert 500 Jahre antikolonialen Widerstand im globalen Süden.[3] Von 2015 bis 2018 war sie Direktorin der ethnologischen Museen in Leipzig, Dresden und Herrnhut. In Dresden kuratierte sie mit Prolog #1-10. Geschichten von Menschen, Dingen und Orten (12/2016 – 03/2018), eine experimentelle evolutive Ausstellung in zehn Etappen, die das ethnologische Museum und sein koloniales Erbe in einem fortlaufenden Prozess erforschte. Das kuratorische Konzept von Prolog #1-10 wurde im April 2018 im Grassi Museum für Völkerkunde in Leipzig unter dem Namen Werkstatt Prolog fortgesetzt. Für Leipzig initiierte Nanette Snoep auch die Ausstellungsreihe GRASSI invites, für die sie externe Kuratorinnen, Künstlerinnen, Theatermacherinnen, Geflüchtete, Communities und Studierende einlud, neue Perspektiven auf die Sammlung und die Dauerausstellung des Museums zu entwickeln.[4] Megalopolis – Stimmen aus Kinshasa (2018) war die letzte große Ausstellung, die sie in Sachsen verantwortete. Dafür hatte sie einem Künstlerkollektiv aus Kinshasa (DRC) freie Hand für eine autonome Umsetzung der Ausstellung gegeben. 2022 erhielt Snoep den Kenneth-Hudson-Award für institutionelle Courage und berufliche Integrität 2022, der vom Vorstand des European Museums of the Year Award vergeben wird.[5]

Werke

  • 1931: Les étrangers au temps de l’Exposition coloniale. Editions Gallimard, 2008, ISBN 978-2-07-035830-4.
  • Recettes des dieux: Esthétique du fétiche. Actes Sud Editions, 2009, ISBN 978-2-7427-8186-7.
  • Exhibitions: L'invention du sauvage. Actes Sud Editions, 2011, ISBN 978-2-330-00260-2.
  • Les maîtres du désordre. Musée du quai Branly, 2012, ISBN 978-2-35744-056-2.
  • Vodou. Autour de la collection Arbogast." Loco, 2014, ISBN 978-2-919507-16-0.
  • Megalopolis. Stimmen aus Kinshasa. Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig, 2018, ISBN 978-3-00-062252-6.
Commons: Nanette Jacomijn Snoep – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Anette Rein: Little stories with big impact. An interview with Nanette Jacomijn Snoep. In: Expotime! Juli/August 2015, S. 16–20, abgerufen am 16. Juni 2018.
  • [1]
  • Deutschlandfunk Kulturfragen vom 5. Juli 2020: Nanette Snoep über Dekolonisierung der Museen. „Ein Prozess, den die Museen als offene Häuser begleiten können“, Nanette Snoep im Gespräch mit Stefan Koldehoff
  • WDR 5 (Westdeutscher Rundfunk) Denk' ich an Europa vom 14. August 2021: Nanette Snoep „Europas Kolonialgeschichte verpflichtet“
  • report-k vom 7. Februar 2021:,Kunst. RJM-Direktorin Snoep: „Wir sind beim Digitalen deutlich besser geworden“, Interview von Stephan Eppinger
  • WDR 3 (Westdeutscher Rundfunk) Mosaik Samstagsgespräch vom 23. Juli 2022: Nanette Snoep über neuen Umgang mit kolonialer Raubkunst
  • 24 Rhein Köln vom 11. Oktober 2022: Kölner Museumschefin erhält täglich Hass-Mails – auch, weil sie eine Frau ist, von Ulrike Brincker
  • WDR 3 (Westdeutscher Rundfunk) Kulturfeature vom 18. Dezember 2022: Aus dem Dunkel ans Licht - die geraubten Benin-Bronzen, von Berit Hempel

Einzelnachweise

  1. Peter Grabowski: Das verdrängte Erbe. In: www.kulturwest.de. kultur.west Magazin für Kunst und Gesellschaft in NRW, 14. Februar 2020, abgerufen am 8. Oktober 2021. 
  2. Annabelle Hirsch: Pariser Ausstellung: Der Mensch als Ausstellungsobjekt. In: Zeit Online. 1. Mai 2012, abgerufen am 16. Juni 2018.
  3. Christian Werthschulte: „Resist! Die Kunst des Widerstands“ in Köln Die Vielfalt des antikolonialen Kampfes. In: www.deutschlandfunkkultur.de. Deutschlandradio, 28. Januar 2021, abgerufen am 8. Oktober 2021. 
  4. GRASSI invites #1: Fremd. In: grassi-voelkerkunde.skd.museum. Staatsbetrieb Staatliche Kunstsammlungen Dresden, abgerufen am 8. Oktober 2021. 
  5. Stadt Köln Pressemitteilung vom 16. Mai 2022: Museumspreis für RJM-Direktorin Nanette Snoep, von Robert Baumanns, abgerufen am 16. Mai 2022
Normdaten (Person): GND: 138078718 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2009136923 | VIAF: 85961752 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Snoep, Nanette Jacomijn
ALTERNATIVNAMEN Jacomijn-Snoep, Nanette
KURZBESCHREIBUNG niederländische Anthropologin
GEBURTSDATUM 1971
GEBURTSORT Utrecht