Toeplitz-Algebra

Die Toeplitz-Algebra ist eine im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis untersuchte C*-Algebra, die eng mit Toeplitz-Operatoren zusammenhängt.

Definition

Sei S : 2 2 {\displaystyle S\colon \ell ^{2}\rightarrow \ell ^{2}} der unilaterale Shiftoperator auf dem Hilbertraum 2 {\displaystyle \ell ^{2}} mit der kanonischen Orthonormalbasis e n = ( 0 , , 0 , 1 , 0 , ) , n = 0 , 1 , 2 , {\displaystyle e_{n}=(0,\ldots ,0,1,0,\ldots ),\,n=0,1,2,\ldots } , wobei die 1 an der n {\displaystyle n} -ten Stelle steht. S {\displaystyle S} ist als stetiger, linearer Operator durch die Bedingungen S e n = e n + 1 {\displaystyle Se_{n}=e_{n+1}} festgelegt.

Die Toeplitz-Algebra T {\displaystyle {\mathcal {T}}} ist definiert als die von S {\displaystyle S} erzeugte C*-Algebra.[1]

Bemerkungen

  • Da S {\displaystyle S} kein normaler Operator ist, ist T {\displaystyle {\mathcal {T}}} nicht kommutativ.
  • T {\displaystyle {\mathcal {T}}} enthält die eindimensionale Orthogonalprojektion , e 0 e 0 = 1 2 S S {\displaystyle \langle \cdot ,e_{0}\rangle e_{0}=1_{\ell ^{2}}-SS^{*}} , also einen kompakten Operator. Man kann zeigen, dass T {\displaystyle {\mathcal {T}}} irreduzibel auf 2 {\displaystyle \ell ^{2}} operiert und daher die Menge K ( 2 ) {\displaystyle {\mathcal {K}}(\ell ^{2})} aller kompakten Operatoren auf 2 {\displaystyle \ell ^{2}} enthalten muss. Insbesondere ist K ( 2 ) {\displaystyle {\mathcal {K}}(\ell ^{2})} ein abgeschlossenes, zweiseitiges Ideal in T {\displaystyle {\mathcal {T}}} .

Toeplitz-Operatoren

Nimmt man statt des Folgenraums 2 {\displaystyle \ell ^{2}} mit der kanonischen Orthonormalbasis den Hardy-Raum H 2 {\displaystyle H^{2}} mit der Orthonormalbasis e n : T = { z C | z | = 1 } C {\displaystyle e_{n}:\mathbb {T} =\{z\in \mathbb {C} \mid |z|=1\}\rightarrow \mathbb {C} } , z z n {\displaystyle z\mapsto z^{n}} , n = 0 , 1 , 2 , {\displaystyle n=0,1,2,\ldots } , so ist der Shiftoperator nichts anderes als die Multiplikation mit z {\displaystyle z} , denn z z n = z n + 1 {\displaystyle z\cdot z^{n}=z^{n+1}} .

Für eine wesentlich beschränkte, messbare Funktion f : T C {\displaystyle f\colon \mathbb {T} \rightarrow \mathbb {C} } wird die Kompression des Multiplikationsoperators L 2 ( T ) L 2 ( T ) , φ f φ {\displaystyle L^{2}(\mathbb {T} )\rightarrow L^{2}(\mathbb {T} ),\varphi \mapsto f\cdot \varphi } auf den Unterraum H 2 {\displaystyle H^{2}} mit T f {\displaystyle T_{f}} bezeichnet, solche Operatoren heißen Toeplitz-Operatoren. Damit ist der Shiftoperator der Toeplitz-Operator T i d T {\displaystyle T_{\mathrm {id} _{\mathbb {T} }}} . Die davon erzeugte C*-Algebra ist mittels der unitären Abbildung 2 H 2 {\displaystyle \ell ^{2}\rightarrow H^{2}} , die die angegebenen Orthonormalbasen aufeinander abbildet, unitär äquivalent zu T {\displaystyle {\mathcal {T}}} , sie wird daher ebenfalls als die Toeplitz-Algebra T {\displaystyle {\mathcal {T}}} angesprochen. Man erhält folgende Gleichung

T = { T f + K f C ( T ) , K K ( H 2 ) } {\displaystyle {\mathcal {T}}=\{T_{f}+K\mid f\in C(\mathbb {T} ),K\in {\mathcal {K}}(H^{2})\}} .[2]

Dabei ist C ( T ) {\displaystyle C(\mathbb {T} )} die Funktionenalgebra der stetigen Funktionen T C {\displaystyle \mathbb {T} \rightarrow \mathbb {C} } . Das Symbol f {\displaystyle f} des Toeplitz-Operators ist dabei eindeutig bestimmt. Man erhält folgende kurze exakte Sequenz

{ 0 } K ( H 2 ) T T f + K f C ( T ) { 0 } {\displaystyle \{0\}\rightarrow {\mathcal {K}}(H^{2})\,{\xrightarrow[{}]{\quad \subset \quad }}\,{\mathcal {T}}\,{\xrightarrow[{}]{T_{f}+K\to f}}\,C(\mathbb {T} )\rightarrow \{0\}} [2][3]

von C*-Algebren und *-Homomorphismen. Da C ( T ) {\displaystyle C(\mathbb {T} )} als kommutative C*-Algebra liminal ist, ergibt sich aus dieser Sequenz, dass die Toeplitz-Algebra postliminal, aber nicht liminal ist.

Satz von Coburn

Der Satz von Coburn kennzeichnet die Toeplitz-Algebra als eine C*-Algebren, die von einer echten Isometrie, das heißt einem Element V {\displaystyle V} mit V V = 1 , V V 1 {\displaystyle V^{*}V=1,VV^{*}\not =1} , erzeugt wird:

  • Ist A {\displaystyle {\mathcal {A}}} eine C*-Algebra, die von einer echten Isometrie V {\displaystyle V} erzeugt wird, so gibt es genau einen *-Isomorphismus φ : T A {\displaystyle \varphi \colon {\mathcal {T}}\rightarrow {\mathcal {A}}} mit φ ( S ) = V {\displaystyle \varphi (S)=V} .[4][5]

Für den Beweis ist es wesentlich, dass die Isometrie echt ist. Ist die Isometrie V {\displaystyle V} nicht echt, also unitär, so ist die von V {\displaystyle V} erzeugte C*-Algebra kommutativ und kann daher nicht isomorph zu T {\displaystyle {\mathcal {T}}} sein.

K-Gruppen

Die K-Theorie für die Toepolitz-Algebra T {\displaystyle {\mathcal {T}}} sieht wie folgt aus. K 0 ( T ) Z {\displaystyle K_{0}({\mathcal {T}})\cong \mathbb {Z} } und ein erzeugendes Element ist durch die Äquivalenzklasse einer eindimensionalen Orthogonalprojektion gegeben. Die K 1 {\displaystyle K_{1}} -Gruppe verschwindet, das heißt K 1 ( T ) { 0 } {\displaystyle K_{1}({\mathcal {T}})\cong \{0\}} .[1]

Verallgemeinerung

Bei Nikolski findet sich eine etwas allgemeinere Definition.[6] Dort ist die Toeplitz-Algebra die Unteralgebra von L ( H 2 ) {\displaystyle L(H^{2})} , die von allen Toeplitz-Operatoren erzeugt wird. Der Autor räumt ein, dass diese Algebra für Untersuchungen zu groß sei, auch wenn sie nicht mit L ( H 2 ) {\displaystyle L(H^{2})} , der Algebra aller stetigen, linearen Operatoren auf H 2 {\displaystyle H^{2}} , zusammenfällt. Ist X L ( T ) {\displaystyle X\subset L^{\infty }(\mathbb {T} )} eine abgeschlossene Unteralgebra, so sei a l g T X {\displaystyle \mathrm {alg} {\mathcal {T}}_{X}} die von { T f f X } {\displaystyle \{T_{f}\mid f\in X\}} erzeugte abgeschlossene Unteralgebra von L ( H 2 ) {\displaystyle L(H^{2})} . Die allgemeinere Toeplitz-Algebra im Sinne Nikolskis ist damit gleich a l g T L ( T ) {\displaystyle \mathrm {alg} {\mathcal {T}}_{L^{\infty }(\mathbb {T} )}} , die oben in diesem Artikel betrachtete Toeplitz-Algebra T {\displaystyle {\mathcal {T}}} ist gleich. a l g T C ( T ) {\displaystyle \mathrm {alg} {\mathcal {T}}_{C(\mathbb {T} )}} .

Einzelnachweise

  1. a b N. Laustsen M. Rørdam , F. Larsen: An Introduction to K-Theory for C*-Algebras. Hrsg.: Cambridge University Press. 2000, ISBN 0-521-78334-8, S. 167–169, Example 9.4.4 (The Toeplitz algebra) (englisch). 
  2. a b Kenneth R. Davidson: C*-Algebras by Examples. Hrsg.: American Mathematical Society (= Fields Institute Monographs). 1996, ISBN 0-8218-0599-1, Kapitel V.1 Toeplitz Operators, S. 132–136 (englisch). 
  3. Masoud Khalkhali: Basic Noncommutative Geometry (= EMS Series of Lectures in Mathematics. Band 10). EMS Press, 2009, ISBN 978-3-03719-128-6, S. 183, Gleichung (4.23) (englisch). 
  4. L. A. Coburn: The C*-Algebra of an isometry. In: American Mathematical Society (Hrsg.): Bulletin of the American Mathematical Society. Band 73, 1967, S. 722–726 (englisch). 
  5. Kenneth R. Davidson: C*-Algebras by Examples. Hrsg.: American Mathematical Society (= Fields Institute Monographs). 1996, ISBN 0-8218-0599-1, Kapitel V.2 Isometries, S. 136–137 (englisch). 
  6. Nikolai Kapitonowitsch Nikolski: Toeplitz Matrices and Operators (= Cambridge studies in mathematics. Band 182). Cambridge University Press, 2020, ISBN 978-1-107-19850-0, Definitions 3.1.2 (englisch).