Verband der katholischen deutschen Studentinnenvereine

Himmler-Erlass vom 20. Juni 1938 mit der Auflistung der aufgelösten Verbände. Der VkDSt wird unter Punkt 8 genannt.

Der Verband der katholischen deutschen Studentinnenvereine (VKDSt) war ein Korporationsverband von nicht-farbentragenden katholischen Damenverbindungen. Er ging 1952 im Bund katholischer deutscher Akademikerinnen (BkdA) auf.

Geschichte

Ab Anfang des 20. Jahrhunderts ermöglichten die Bundesstaaten des Deutschen Reichs nach und nach Frauen den vollen Zugang zum Universitätsstudium, so in Baden 1900, in Preußen 1908. Anlehnend an ihre männlichen Kommilitonen schlossen sich Studentinnen zu Damenverbindungen zusammen, wobei sie teils Strukturen, Regeln, Rituale und Liedgut übernahmen. Als erste katholische Studentinnenverbindung wurde 1909 in Münster der Verein studierender Frauen gegründet, welcher sich ein Jahr später in Verein katholischer deutscher Studentinnen Winefreda umbenannte. Die Gründung fand auf Initiative des damaligen Professors für Moraltheologie und Apologetik Joseph Mausbach, Mitglied bei Unitas Frisia im UV, statt. Man orientierte sich bei der Gründung jedoch mehr am Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV). So wurden die Prinzipien des KV Religion, Wissenschaft, Freundschaft in der Abwandlung Religion, Wissenschaft, Gemeinschaft angenommen. Das Tragen der Farben als Band wurde, wie in KV und UV abgelehnt. Auch nannten sich die Mitglieder Verein, statt Verbindunng.

Am 15. Mai 1913 gründeten Winfreda und Hrotsvit Bonn das Kartell katholischer Studentinnenvereine, wobei die Prinzipien Religion, Wissenschaft, Gemeinschaft übernommen wurden. Im selben Jahr kam noch Hadwig München dazu. Hrotswig und Hadwig standen auch im Kartellverhältnis mit dem KV.[1] Der Name wurde kurz nach der Gründung in Verband Katholischer Studentinnenvereine Deutschlands (VKStD) geändert, ehe 1921 der bis 1952 gültige Name Verband Katholischer Deutscher Studentinnenvereine (VKDSt) angenommen wurde. Während der Weimarer Republik wuchs der Verband auf auf bis zu 27 Mitgliedsvereine. Die mit dem Abschluss aus dem Aktivenbetrieb ausgeschiedenen Mitglieder wurden Altmitglieder genannt. 1932 wurde der Altmitgliederbund gegründet.

Im Nationalsozialismus geriet der VKDSt wie die anderen konfessionellen Korporationsverbände unter Druck. Bis spätestens 1936 stellten alle Vereine den Aktivenbetrieb ein. Mit dem Himmler-Erlass vom 20. Juni 1938 wurden die katholischen Korporationsverbände verboten und damit auch der VKDSt und sein Altmitgliederbund. Es gab nun nur noch inoffizielle Treffen von Altmitgliedern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verband ab 1949 wiederaufgebaut. Er legte 1952 alle korporativen Formen ab und änderte seinen Namen in Bund katholischer deutscher Akademikerinnen (BkdA).[2]

Mitgliedsverbindungen

Die Sortierung erfolgt alphabetisch nach dem Hochschulort.

Name Ort Gründung Farben Wappen Zirkel Anmerkung
Katholische Deutsche Studentinnenverbindung Mechthild Berlin 30. Jan. 1913

schwarz-gold-grün

Katholischer Deutscher Studentinnenverein Hrotsvit Bonn 25. Jan. 1912

schwarz-gold-hellblau

Gründungsverein
Katholischer Studentinnenverein Hochwart Bonn 25. Juni 1915

grün-gold

Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Viadrina Breslau 13. Juni 1912

schwarz-gold-violett

Spätere Fusion mit Herwara
Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Herwara Breslau 25. Jan. 1919

schwarz-silber-blau

Spätere Fusion mit Viadrina
Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Viadrina-Herwara Breslau 9. Nov. 1925
schwarz-gold-blau
Entstanden aus der Fusion von Viadrina und Herwara
Katholischer Deutscher Studentinnenverein Irmingard Frankfurt 8. Juli 1915

violett-gold-grün

Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Herrad Freiburg 20. Mai 1914

gold-grün-weiß

Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Luitgard Freiburg 19. Jan. 1920

blau-silber-orange

Katholischer Studentinnen-Verein Helmgard Gießen 25. Nov. 1919

rosa-gold-mossgrün

Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Elisabeth Göttingen 15. Juni 1915

gold-rot-schwarz

Katholische Studentinnenverbindung Roswitha Hamburg 12. Dez. 1919

rosa-gold

Katholischer Deutscher Studentinnenverein Hildegard Heidelberg 3. Juli 1916

violett-weiß-grün

Vereinigung katholischer deutscher Hochschülerinnen Ostara Innsbruck 25. Jan. 1919
gold-blau-gold
Verband Katholischer Deutscher Studentinnen Hochwacht Köln 26. Jan. 1919

grün-gold-grün

Katholischer Deutscher Studentinnenverein Gisela Köln 27. Juni 1920

rosa-silber-grün

Katholischer Studentinnenverein Adalberta Königsberg 15. Juli 1916

schwarz-silber-hellblau

Verein Katholischer Studentinnen St. Hildegard Leipzig 1921

rosa-gold-schwarz

Katholischer Studentinnenverein Friedhort Marburg 8. Dez. 1915
schwarz-gold-grün
Katholischer Deutscher Studentinnenverein Hadwig München 21. Nov. 1912
hellblau-silber-schwarz
Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Winefreda Münster 5. Juni 1909
schwarz-gold-grün
Gründungsverein; 1923 Fusion mit Mimigernadford, danach Winefreda-Mimigernaford
Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Hiltburg Münster 22. Jan. 1915
gelb-schwarz-weiß-rot
nach 1934 vertagt
Katholischer Studentinnenverein Radegund Münster 26. Jan. 1919
schwarz-gold-violett
ca. 1933 vertagt
Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Mimigernaford Münster 17. Juli 1913
gold-rot-silber
Ostern 1923 Fusion mit Winefreda zu Winefreda-Mimigernaford
Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Winefreda-Mimigernaford Münster 1. Apr. 1923
schwarz-gold-grün
Fusion aus Winefreda und Mimigernadford; Beibehaltung des Gründungsdatums, Farben, Wahlspruchs und Zirkels von Winefreda; 1935 vertagt
Verein Katholischer Deutscher Studentinnen Hohenberg Tübingen 29. Juli 1916
silber-rot
Katholischer Studentinnenverein Hadeloge Würzburg 24. Apr. 1917
violett-silber-grün

Siehe auch

Literatur

  • Ulrike Hoppe: Katholische Studentinnenvereine 1909–1936. Ihr Selbstverständnis und ihre Vorstellungen vom weiblichen Lebenszusammenhang, hrsg. vom Bund katholischer deutscher Akademikerinnen, Bonn 1990.
  • Kurt U. Bertrams: Damenverbindungen und Mädelschaften. Von den Anfängen bis 1945. WJK, Hilden 2018.
  • Bernhard Grün, Christoph Vogel: Die Fuxenstunde. Handbuch des Korporationsstudententums. Bad Buchau 2014.
  • Christian Delhey: "Wer des Pinkus Müllers Tochter und den Bullenkopp nicht kennt…". Die Westfälische Wilhelms-Universität und ihre Studenten. Münster 2023.

Einzelnachweise

  1. Christian Delhey: "Wer des Pinkus Müllers Tochter und den Bullenkopp nicht kennt...". Die Westfälische Wilhelms-Universität und ihre Studenten. Münster 2023, S. 246.
  2. siehe Eigendarstellung der Geschichte des BkdA (Memento des Originals vom 14. März 2007 im Internet Archive)
Normdaten (Körperschaft): GND: 111572858X (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 34147663006460551652