Zweiseitige Laplace-Transformation

In der Mathematik bezeichnet man mit der zweiseitigen Laplace-Transformation eine Integraltransformation, die nahe verwandt mit der gewöhnlichen, zur Unterscheidung manchmal auch einseitig genannten, Laplace-Transformation ist.

Definition

Für eine reell- oder komplexwertige Funktion f ( t ) {\displaystyle f(t)} einer reellen Variable t {\displaystyle t} ist die zweiseitige Laplace-Transformation für alle komplexen Zahlen s {\displaystyle s} durch das Integral

B { f ( t ) } = F ( s ) = e s t f ( t ) d t {\displaystyle {\mathcal {B}}\left\{f(t)\right\}=F(s)=\int _{-\infty }^{\infty }\mathrm {e} ^{-st}f(t)\mathrm {d} t}

definiert.

Der Unterschied zur gewöhnlichen Laplace-Transformation ist die Integration von {\displaystyle -\infty } bis {\displaystyle \infty } statt über ( 0 , ) {\displaystyle (0,\infty )} .

In der Systemtheorie spielt die zweiseitige Laplace-Transformation, im Gegensatz zur gewöhnlichen einseitigen Laplace-Transformation, nur eine untergeordnete Rolle. Der Grund liegt darin, dass sich in der Physik und Technik ausschließlich auftretende kausale Systeme mit der einseitigen Laplace-Transformation beschreiben lassen. Bei der theoretischen Analyse von nichtkausalen Systemen, dies sind Systeme, die eine Wirkung vor der auslösenden Ursache zeigen, ist die zweiseitige Laplace-Transformation zu verwenden, welche, in Abhängigkeit von der Funktion f ( t ) {\displaystyle f(t)} , für t {\displaystyle t\to -\infty } schlechtes Konvergenzverhalten aufweist. Für kausale Systeme ist das Ergebnis der zweiseitigen Laplace-Transformation identisch zu der gewöhnlichen einseitigen Laplace-Transformation. Die zweiseitige Laplace-Transformation tritt außerdem in der Wahrscheinlichkeitstheorie bei momenterzeugenden Funktionen auf.

Zusammenhang

Mit der Heaviside-Funktion ϵ ( t ) {\displaystyle \epsilon (t)} lässt sich die zweiseitige mit der einseitigen Laplace-Transformation L { } {\displaystyle {\mathcal {L}}\left\{\cdot \right\}} in folgenden Zusammenhang setzen:

L { f ( t ) } = B { f ( t ) ϵ ( t ) } {\displaystyle {\mathcal {L}}\left\{f(t)\right\}={\mathcal {B}}\left\{f(t)\epsilon (t)\right\}}

Dazu gleichwertig besteht zwischen den beiden Transformationen folgender Zusammenhang:

{ B f } ( s ) = { L f ( t ) } ( s ) + { L f ( t ) } ( s ) {\displaystyle \left\{{\mathcal {B}}f\right\}(s)=\left\{{\mathcal {L}}f(t)\right\}(s)+\left\{{\mathcal {L}}f(-t)\right\}(-s)}

Mit der Mellin-Transformation M { } {\displaystyle {\mathcal {M}}\left\{\cdot \right\}} besteht folgender Zusammenhang:

{ M f } ( s ) = { B f ( e t ) } ( s ) {\displaystyle \left\{{\mathcal {M}}f\right\}(s)=\left\{{\mathcal {B}}f(e^{-t})\right\}(s)}

und der inversen Beziehung:

{ B f } ( s ) = { M f ( ln t ) } ( s ) {\displaystyle \left\{{\mathcal {B}}f\right\}(s)=\left\{{\mathcal {M}}f(-\ln t)\right\}(s)}

Literatur

  • Wilbur R. LePage: Complex Variables and the Laplace Transform for Engineers. Dover Publications, 1980. 
  • Balthasar van der Pol und H. Bremmer: Operational Calculus based on the Two-sided Laplace Transform. Cambridge University Press, 1964.